Tipps fürs Üben
1. Finde heraus, welcher Zeitpunkt am Tag für Dich der beste zum Üben ist.
Das Üben sollte im Tagesablauf verankert sein – und zwar lieber als kleine und dafür häufigere Übeeinheiten, als als große mit langen Abständen.
Suche dir also dafür einen Zeitpunkt, an dem du es schaffen kannst, bereit zu sein, dich mit der Musik (und dir selbst) auseinanderzusetzen. Vielleicht hast du besondere Muße nach dem Abendessen oder gleich, wenn du nach Hause kommst (zum Aussteigen aus dem Alltagsstress). Jeder Mensch ist anders, darum sei sehr aufmerksam, wann es für Dich passt, und plane diese Zeit bewusst ein.
2. Versuche, vor dem Üben den Kopf frei zu bekommen.
Du übst dann ruhiger und lässiger, und so kann Neues besser sacken. Außerdem hast Du mehr Geduld für schwierige Stellen.
3. Übe in einem angenehmen Tempo.
Wenn du eine kniffelige Stelle übst und sie möchte partout nicht besser werden, so übe langsamer und ganz geduldig. So, als ob Du einem kleinen Kind die Zeit lassen möchtest, etwas zu lernen.
Wenn das noch nicht hilft, finde heraus, an welcher Aktion genau es scheitert. Sei ein guter Detektiv! Je genauer Du es eingrenzen kannst, desto weniger Übeaufwand erfordert es, um diese eine Fingerbewegung, Griffverbindung, Handstellung, Harmoniefolge etc. zu verbessern. Sei erst zufrieden, wenn sie ganz sauber und entspannt „läuft“ und auch nach mehreren Wiederholungen nicht wieder „umkippt“. Dann baue sie, wie ein Puzzle, in kleinen Schritten wieder zusammen.
Häufig höre ich von Schülern, z. B. vor Vorspielen, dass sie dazu keine Zeit hätten. Glaube mir, meistens hilft diese Art zu üben, um wesentlich schneller zu einem sicheren Spiel zu gelangen (und das ist ja unser Ziel, um entspannt in der Musik versinken zu können).
4. Halte Dein Instrument „spielbereit“.
Wenn es Dir so vorkommt, als ob der Auf- und Abbau des Instrumentes länger dauert, als das eigentliche Musizieren, so überlege einmal, ob es einen Platz gibt, an dem das Instrument aufgebaut bleiben kann. Eine Klarinette z. B. würde ich nach dem Üben putzen, und dann kann sie an einem sicheren Ort gut sichtbar auf dem Klarinettenständer stehen bleiben. Wichtig ist, dass sie nicht in der Zugluft, der Spielecke, auf der Fußbodenheizung oder ausgerechnet neben dem Katzenbaum steht ... Und wer Sorge hat, dass die Mechanik einstaubt, kann ein hübsches leichtes Tuch darüber hängen.
So ist das Instrument jederzeit spielbereit, und man erinnert sich auch eher daran, dass man ja noch üben wollte, weil man das Instrument immer sieht ;-)
5. Mal’ Dir einen Übeplan und häng’ ihn gut sichtbar auf.
Fällt es Dir immer noch schwer, oft genug zum Instrument zu greifen, so male Dir einen schönen Übeplan. Schreibe die Tage der Woche darauf und versuche, an jedem Tag für eine Übeeinheit (deren Zeit Du selbst vorher festlegst) ein Sternchen einzutragen, am besten in Deiner Lieblingsfarbe.
Je mehr die Sternchen auf alle Tage verteilt sind, desto besser!
Hänge den Plan gut sichtbar auf. Manchmal überlistet man den kleinen rosa Schweinehund mit der Vorfreude auf ein kleines blaues Sternchen. So einfach kann es manchmal sein – und das funktioniert nicht nur bei Kindern ;-)
6. Setze Dir (realistische) Ziele.
Wenn du bemerkst, dass Dir über längere Zeit die Motivation verloren geht, setze Dir (realistische) Ziele! Nimm Dir vor, ein Lieblingsstück bis zu einem bestimmten Datum auf ein bestimmtes Niveau zu bringen. Das funktioniert natürlich am Besten, wenn Du es dann auch irgendwo vorspielen kannst.
7. Spiele in einem Ensemble mit.
Suche Dir Musiker zum Zusammenspielen. Gemeinsames Musizieren belohnt einen manchmal mit Erlebnissen, die man sich so vorher nicht vorstellen kann. Es lohnt sich, über seinen Schatten zu springen und in ungewohnten Besetzungen zu spielen. Auch Ensembles bringen Musiker zusammen und machen meistens viel Freude. Lasse Dir die Zeit, etwas Passendes für Dich zu finden, und probiere ruhig auch unterschiedliche Ensembles aus.
8. Erarbeite Dir einen für Dich passenden Übeablauf.
Erarbeite Dir im Lauf der Zeit einen für Dich funktionierenden Übeablauf, so wie es auch ein Sportler tun würde. Man wärmt sich auf, übt ein wenig Technik, geht dann an die eigentliche Disziplin, und am Ende läuft man nochmal locker aus oder spielt ein leichtes Spiel zum Abschluss.
Das könnte bei uns so aussehen: Beginne mit etwas, was Dich mit dem Instrument in Kontakt bringt. Hast du eine gute Haltung eingenommen? Atme ein paar Mal entspannt ein und aus. Als Bläser startest du am Besten mit langen Tönen und/oder Ansatzübungen.
Gehe erst zu Technikübungen über, wenn Du damit zufrieden bist, wie Dein Instrument sich anfühlt und klingt, wie Deine Haltung ist und – bei Klarinette oder Saxophon - ein Blatt gut klingt, etc.
Eine kleine Einheit Technik sollte immer im Übeablauf dabei sein. Am besten greift sie schon auf das gleich zu übende Werk vor. Überlege Dir gezielt, was gerade Deine „Baustellen“ sind. Brauchst Du gerade Fingerübungen? Oder Tonleiterstudien? Arpeggien? Rhythmustraining? Übungen für die Zunge/Artikulationsübungen? Oder musst Du ein Stück einmal auf sein Harmonieschema hin untersuchen?
9. Nimm’ Dir für jede Übe-Einheit etwas Bestimmtes vor.
Mache nicht alles gleichzeitig, aber nimm Dir für jedes Üben mindestens eine Kleinigkeit vor, mit der du Dich in aller Ruhe ein Weilchen beschäftigen willst. Auch, wenn Du es beim ersten Üben nicht bis zur Perfektion bringen kannst, wird es beim nächsten Mal schon ein wenig besser gehen. Anschließend probe natürlich die Stücke, die Du Dir vorgenommen hast. Beginne mit einfachen und komme erstmal „ins Spielen rein“. Dann steigere den Anspruch an Geschwindigkeit, Komplexität der Werke, Perfektion in der Technik, etc.
10. Belohne Dich mit Deinem Lieblingsstück.
Und zum guten Schluss: belohne Dich mit etwas, was Du gerne spielst. Etwas, was Dir gut und leicht von der Hand geht. Spiele Dich frei und höre mit etwas auf, was Dir Freude bereitet. Erstens hast Du es Dir verdient, und zweitens greifst Du so viel lieber ein nächstes Mal zum Instrument!
In diesem Sinne: allzeit gutes Üben!
Eure / Ihre
Christina Theis