Tzvi Avni Saal

Der Vortragssaal der Musikschule heißt jetzt „Tzvi Avni Saal“ – Hommage an den Saarbrücker Ehrenbürger Tzvi Avni, einen der bedeutendsten Komponisten Israels 

Vortragssaal der Musikschule heißt jetzt „Tzvi Avni Saal“

Musikschulleiter Thomas Kitzig und Tzvi Avni (vlnr) - Jean M. Laffitau

Musikschulleiter Thomas Kitzig und Tzvi Avni (vlnr) - Jean M. Laffitau

Musikschulleiter Thomas Kitzig und Tzvi Avni (vlnr) - Jean M. Laffitau

Zu Ehren des in Saarbrücken geborenen israelischen Komponisten Tzvi Avni wurde der Vortragssaal der Musikschule im Anschluss an den Klavierabend mit der Pianistin Heidrun Holtmann am 12. Januar 2016 nach ihm benannt. Tzvi Avni und seine Frau waren bei der Einweihung persönlich anwesend und freuten sich sehr über dieses Zeichen der Freundschaft und Wertschätzung.

„So etwas habe ich in Israel noch nicht und weiß diese Würdigung sehr zu schätzen“, sagte Tzvi Avni. Mit einer herzlichen Umarmung bedankte sich der 89-jährige Komponist bei Musikschulleiter Thomas Kitzig, der die Tafel mit der Aufschrift „Tzvi Avni Saal“ am Eingang des Saales unter Applaus „enthüllte“.

Tzvi Avni wurde am 2. September 1927 in Saarbrücken geboren. Nach der Saarabstimmung 1935, bei der die Mehrheit der Bevölkerung des Saargebiets für einen Anschluss an Hitler-Deutschland gestimmt hatte, emigrierte die Familie nach Haifa in Palästina.

Tzvi Avni ist einer der bedeutendsten Komponisten Israels und lehrte als Professor an der Jerusalem Academy for Music and Dance. Für seine über 120 Werke verschiedenster musikalischer Gattungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Israel- und zuletzt den E.M.T.-Preis 2015 in Jerusalem.

Klavierabend mit Heidrun Holtmann

Es war ein Konzertabend, wie man ihn nur selten erleben kann. Und das gleich aus mehreren Gründen: auf dem Steinway-Flügel der Musikschule spielte am 12. Januar 2016 die herausragende Berliner Pianistin Heidrun Holtmann, und im Publikum saßen die Komponisten Tzvi Avni und Martin Christoph Redel, die eine kurze Einführung in ihre Werke gaben, die auf dem Programm standen.

Wie ein gutes Buch seinen Leser schon mit wenigen Sätzen gefangen nimmt, so zog die Pianistin Heidrun Holtmann ihr Publikum gleich zu Beginn des Konzertes mit den ersten Takten von Beethovens Sonate E-Dur Op. 109 in ihren Bann. Mit ihrer außergewöhnlich intensiven und dichten Interpretation erschloss Holtmann den Zuhörern die emotionalen Tiefen des Werks ebenso wie sein kompositorisches Geflecht, das sie mit ihrem Spiel transparent werden ließ.

Werke der Romantik standen mit Robert Schumanns „Drei Fantasiestücke Op. 111“ und Johannes Brahms „Fantasien Op.116“ auf dem Programm, zudem zeitgenössische Kompositionen – darunter Josef Tals „Essay II“, die das gesamte klangliche Potential des Flügels als Tasten- wie auch als Saiteninstrument ausloten. Durch Zupfen und Anschlagen der Saiten erweitern auch die Komponisten Tzvi Avni und Martin Christoph Redel das Klangfarbenspektrum und damit die Möglichkeiten des musikalischen Ausdrucks.

Welche Gedanken ihn bei der Komposition seines Klavierwerks „In Spite of All That“ begleiteten, erläuterte Tzvi Avni dem Publikum persönlich. „Der Name des Stücks bezieht sich auf meine Gefühle während des Gaza-Krieges. Ich glaube, kein Israeli will Krieg, wir waren alle tief erschüttert. Diese Komposition war meine Reaktion darauf. Daher gibt es sehr harte Klänge. Auf der anderen Seite habe ich versucht, auch eine leichtere Atmosphäre zu schaffen, die vielleicht Hoffnung zum Ausdruck bringen soll.“

Martin Christoph Redel, der – ebenso wie Tzvi Avni – von Heidrun Holtmann um eine Komposition für ihre Konzerte zum Jubiläum „50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland-Israel" gebeten worden war, beschäftigte während des Schreibens die Frage: „Muss ich jetzt etwas Politisches komponieren?“. „Das ist für mich – noch dazu bei rein instrumentaler Musik – schwer vorstellbar“, sagte Redel. „Bei der Arbeit stellte ich fest, dass ich mich gefangen und beengt fühlte, und ich vermute, dass das damit zusammenhängt, dass ich doch an Israel gedacht habe und die Spannungen, die dort herrschen.“

So gab Martin Christoph Redel seiner Komposition den Titel „Gefangene Augenblicke“ und verweist mit dem Untertitel  „Spiegelfantasie für Klavier“ auf die besondere Form des Werkes, das „bis zur Mitte hin vorwärtsgeht und ab dort quasi ‚rückwärts’ läuft“. Eine wirkliche „Entwicklung“ gebe es nicht. „Es sind vielmehr in sich geschlossene Abschnitte“, erläutert Redel. Doch auch in seinem Werk finden sich hoffnungsvolle Momente, hier in Form auskomponierter Vogelrufe. „Denn der Vogel“, so Redel, „ist der Mittler zwischen Himmel und Erde.“ 

Hintergrund

Der Klavierabend, der am 12. Januar 2016 in der Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken stattfand, war Teil des Jubiläumsprogramms "50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland-Israel". Veranstalter waren die Landeshauptstadt Saarbrücken und die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes. Die Schirmherrschaft hatten die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und der Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, übernommen.