Festakt zum 65. Musikschul-Jubiläum

Feierliche Vorfreude herrschte im vollbesetzten Rathausfestsaal, als Uwe Conradt die geladenen Gäste begrüßte und die Verdienste der Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken würdigte.

- Jean M. Laffitau

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Als Ehrengast des offiziellen Festakts zum 65. Jubiläum der städtischen Musikschule begrüßte Uwe Conradt den israelischen Komponisten und Saarbrücker Ehrenbürger Tzvi Avni, der auf Einladung der Landeshauptstadt Saarbrücken gemeinsam mit seiner Frau, seiner Tochter und seiner Enkelin aus Tel Aviv angereist war.  

„Es ist alles andere als selbstverständlich, dass Sie Ihrer Geburtsstadt Saarbrücken diese Ehre erweisen“, sagte Conradt. „Denn ihre Familie musste, wie unzählige andere jüdischen Familien, vor den Nationalsozialisten fliehen. Dennoch fühlen Sie sich Saarbrücken verbunden, haben hier viele Freunde, und sagten bei einem Ihrer letzten Besuche einmal: ‚Heute  ist Saarbrücken für mich fast wie eine zweite Heimat.’“  

"Hier wurde Saarbrücker Musikschulgeschichte geschrieben!“

„Mit wöchentlich rund 2500 Schülern ist die Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken die größte Kultur- und Bildungseinrichtung der Stadt und bietet mit ihrem vielfältigen Unterrichtsangebot vom Kleinkind bis zum Rentner für jeden das Passende“, sagte Oberbürgermeister Conradt. „Mit ihren Kooperationsprojekten in Kitas und Grundschulen gehört die Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken bundesweit zu den Vorreitern, und ihre musikpädagogischen Konzepte standen auch für ähnliche Projekte anderer Musikschulen in der Großregion Modell.“ 

Dank sagte der Oberbürgermeister den Lehrerinnen und Lehrern der Musikschule: „Ihr Engagement und die Qualität Ihres Unterrichts machen unsere städtische Musikschule zu dem, was sie ist: ein Ort, an dem Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene, die Musik lieben lernen.“

Seine besondere Anerkennung sprach Oberbürgermeister Conradt Thomas Kitzig aus.  Mit tatkräftiger Unterstützung des Fördervereins und mit Hilfe von Stiftungen und Sponsoren wie beispielsweise dem Rotary Club habe er immer wieder Mittel und Wege gefunden, Kindern bereits in der Kita und in der Grundschule eine musische Bildung zu ermöglichen. „Thomas Kitzig leitet die Musikschule der Landeshauptstadt seit nunmehr 28 Jahren, und man kann mit Fug und Recht sagen: Hier wurde Saarbrücker Musikschulgeschichte geschrieben!“

"Kultur ist ein wichtiger Teil unseres Lebens."

65. Jubiläum_Festakt - Jean M. Laffitau

65. Jubiläum_Festakt - Jean M. Laffitau

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Welche Philosophie sein Handeln als Musikschulleiter bestimmt, erläuterte Thomas Kitzig in einem Impulsvortrag, in dem er an die Langzeitstudie des Musiksoziologen Prof. Hans-Günther Bastian erinnerte. Dieser hatte herausgefunden, dass Kinder, die einen erweiterten Musikunterricht erhalten, deutliche Vorteile bei der Entwicklung ihrer sozialen Kompetenz, ihrer emotionalen Kompetenz und auch ihrer Mathematik- und Lesekompetenzen haben. Musikunterricht, so Bastian, sei auch ein Katalysator bei der Entwicklung der sogenannten Schlüsselqualifikationen Kontaktfähigkeit, Gewissenhaftigkeit und Verantwortungsbereitschaft.

„Doch so gut und richtig das alles ist – ist das wirklich alles?“, gab Thomas Kitzig zu bedenken. „Müssen wir kulturelle Bildung tatsächlich immer nur unter dem Nützlichkeitsaspekt sehen? Haben nicht Kunst und Musik einen Wert an sich?“ Für ihn ist Kultur ein wichtiger Teil unseres Lebens „oder anders ausgedrückt, ist die Kunst das Leben schlechthin im Sinne von Erleben“. Es gebe zahlreiche Analogien zwischen dem Regelwerk der Musik und den Grundsätzen des menschlichen Miteinanders. So würden beispielsweise „in der Sonatenhauptsatzform zwei  unterschiedliche Themen in der Durchführung von allen Seiten beleuchtet, um in der Reprise in schönster Einmütigkeit wieder zusammenkommen“, erläuterte Kitzig. Er wünscht sich, „dass unsere Musikschule in diesem Sinne auch in den nächsten Jahren segensreich wirken kann“ und bedankte sich „bei allen, die uns dabei hoffentlich unterstützen werden“.

Dr. Friedrich Spangemacher (l.) im Gespräch mit Ehrengast Tzvi Avni. - Jean M. Laffitau

Dr. Friedrich Spangemacher (l.) im Gespräch mit Ehrengast Tzvi Avni. - Jean M. Laffitau

Dr. Friedrich Spangemacher (l.) im Gespräch mit Ehrengast Tzvi Avni. - Jean M. Laffitau

Im weiteren Verlauf des Abends folgten kurzweilige Gespräche, die Dr. Friedrich Spangemacher als Vorsitzender des Musikschul-Fördervereins moderierte. Als erster Gesprächspartner gab Tzvi Avni einen interessanten Einblick in die Entwicklung der klassischen Musik in Israel und seine Tätigkeit als Komponist, Musiklehrer und Dozent. Er selbst lehrte bis zu seinem 88. Lebensjahr an der Musikakademie in Jerusalem und hält auch heute, mit 92 Jahren, noch ein Mal pro Woche in Tel Aviv eine Vorlesung über die Musik des 20. Jahrhunderts. Die Zuhörer klatschten begeistert und zollten Tzvi Avni so ihren Respekt.

Begeistert war Tzvi Avni selbst, als er drei Stücke aus seinem Werk „From my Diary“ in der Intepretation der Pianistin und Musikschullehrerin Chi-Hsien Kuan hörte. Mit innigem musikalischem Feingefühl spürte Kuan zum Zerbrechen zarten Klängen nach, die sie kraftvoll in Kontrast zu massiv-voluminösen Klangblöcken setzte.

Großen Applaus gab es auch für die Geschwister Anna und Mara Zimmermann, beide Schülerinnen von Ivette Kiefer, die drei Sätze aus Théodore Gouvys „Vales de Fantasie“ op. 54 für Klavier zu vier Händen spielten.

Zu den Gesprächspartnern, die Dr. Friedrich Spangemacher ans Mikrophon einlud, gehörten neben Tzvi Avni auch zwei Vertreter des Verbands deutscher Musikschulen (VdM), der im Rahmen des Herbstsymposions des VdM Landesverbandes Saar bei dem Festakt zahlreich vertreten war. Dieter Boden, der Vorsitzende des VdM Landesverbandes Saar und Friedrich-Koh Dolge, stellvertretender Bundesgeschäftsführer des VdM, hoben die Bedeutung öffentlicher Musikschulen für die Städte und Gemeinden hervor. „Die Saarbrücker Musikschule war schon immer ein Vorbild für das ganze Saarland – auch wegen der großen Unterstützung, die sie von Seiten der Stadt erfährt“, sagte Dieter Boden. Er nutzte die Gelegenheit, Uwe Conradt anlässlich des Musikschul-Jubiläums zu gratulieren: „Sie als Saarbrücker Oberbürgermeister können stolz sein auf Ihre Musikschule, denn sie ist eine Vorzeigemusikschule!“

Diesem Kompliment schloss sich Prof. Wolfgang Mayer, Rektor der Hochschule für Musik Saar, an. Weshalb sonst würde die Hochschule bereits seit vielen Jahren eng und gerne mit der Musikschule zusammenarbeiten?