"Bravo, Bach!"
Fast alle Stühle und Bänke im Rathausfestsaal waren am Sonntag, 16. Oktober 2022, besetzt, als Julia Nauert mit ihrer Lehrerin Annelie Fischer-Tan (Violinen), begleitet von Ivette Kiefer am Klavier, mit Energie und beherztem Strich das zweite Konzert unserer Konzertreihe „Applaus, Applaus! – Auf Augenhöhe“ mit dem ersten Satz des sogenannten Doppelkonzertes in d-moll BWV 1043 eröffneten.
Musikschulleiter Thomas Kitzig bedankte sich in seiner Begrüßung bei den Organisator*innen Michael Bals und Ivette Kiefer für die Vorbereitung des Konzertes und für die Idee, mit dem Motto „Bravo, Bach!“ diesem bedeutenden Komponisten der Barockzeit ein ganzes Konzert zu widmen. In seinem Überblick über das Gesamtwerk von Bach gewannen die Zuhörer*innen spannende Einblicke in Bachs umfangreiches kompositorisches Schaffen, in seine Vielseitigkeit und die Bedingungen, unter denen er komponierte. Ganz nebenbei erwies sich Thomas Kitzig dabei als profunder Kenner historischer Kompositions- und Aufführungspraxis und wusste auch Interessantes über die umfangreiche Bedeutung des Begriffes „Clavier“ zu berichten.
Der Barockzeit gemäß standen einige Tänze auf dem Programm: Eine Gavotte, gespielt von Larissa Birkenheier (Blockflöte), ein Menuett, ursprünglich für Klavier komponiert und von Johanna Langenfeld und Annelie Fischer-Tan in einer Bearbeitung für zwei Violinen präsentiert sowie die berühmte Musette in D-dur aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, gespielt von Antonia Veit am Klavier. Aus jeweils einer Folge von Tänzen bestehen Bachs Englische und Französische Suiten für Klavier. Melissa Meiser spielte aus der Englischen Suite g-moll das den Tänzen vorangestellte Prélude.
Mucksmäuschenstill im Saal war es, während Sophia Brandt, blinde Schülerin von Ivette Kiefer, mit großer innerer Ruhe und Klangschönheit Bachs Bearbeitung von Marcellos Adagio aus dem Oboenkonzert d-moll spielte.
Mit Solenne Prêcheurs Unterstützung wurde dem Publikum das Wesen der Polyphonie, nämlich die Gleichzeitigkeit und auch die gleiche Bedeutung mehrerer Stimmen, hörbar gemacht. Ihre Invention in E-dur war ein sehr lebendiges Beispiel für die pädagogische Intention und Haltung Bachs im Hinblick auf die Entwicklung gesanglichen Spiels und den Vorbildcharakter guter Kompositionen für die persönliche Entwicklung.
Aus Bachs Schaffen für die Vokalmusik ertönte die Arie „Mer hahn en neue Oberkeet“ aus der Bauernkantate, gespielt von Isabella und Marie-Luise Potsch in einer Bearbeitung für Blockflöte und Klavier. Die wunderschöne Arie „Bist du bei mir“ wurde von Larissa Birkenheier und Ivette Kiefer in einer vierhändigen Fassung gespielt. Spannend waren auch die Bearbeitungen der Choräle „Alle Menschen müssen sterben“ und „Herr Christ, der ein’ge Sohn“ in einer Bearbeitung des Komponisten György Kurtág für Klavier zu vier Händen, gespielt von Estelle Greiner und Michael Bals.
Mit dem Rondeau aus der Orchestersuite h-moll (Nara Yoo, Querflöte) und der Air aus der Orchestersuite D-dur (Michael Bals und Ivette Kiefer, Klavier vierhändig in einer Bearbeitung von Max Reger) waren die berühmten Orchestersuiten von Bach gleich zweimal vertreten, aber auch ein Ausflug zu den Brandenburgischen Konzerten durfte nicht fehlen: Nicolas Birkenheier und Monika Anstett beendeten das sehr vielseitige und abwechslungsreiche Programm mit einem Allegro aus dem 6. Brandenburgischen Konzert. Gleich drei Notenständer mussten positioniert werden, damit die vielen Noten, die dafür gespielt werden wollten, genügend Platz hatten.
Monika Anstett, Michael Bals, Annelie Fischer-Tan und Ivette Kiefer moderierten zwischen den einzelnen Stücken. So erfuhren die Ausführenden und Konzertgäste einiges über die Stücke selbst, erhielten Einblicke in Bachs Leben und in seine Arbeit, seinen ungeheuren Fleiß und seine Gläubigkeit und einen Überblick über die enorme Vielseitigkeit seines Schaffens und seiner Ausdrucksmöglichkeiten.
Musikschulleiter Thomas Kitzig überreichte als kleines Andenken an das Konzert allen Ausführenden am Ende des Konzerts ein Bach-Rätsel, zusammengestellt aus Informationen aus den Moderationen.
Wir danken unseren beteiligten Schüler*innen und ihren Lehrkräften Monika Anstett, Michael Bals, Claudio Cervone, Annelie Fischer-Tan, Ivette Kiefer und Chi-Hsien Kuan für die Gestaltung dieses wunderbaren Programmes und das schöne Konzerterlebnis!
„Den Sonntag mit Bachs Musik zu beginnen, hat gut getan.“ Musikschullehrer Zacharias Kokkos