"Danke, Direktor!" - Abschiedskonzert für Thomas Kitzig

Das vierte Konzert in der Reihe „Applaus, Applaus! – Auf Augenhöhe“ war Musikschulleiter Thomas Kitzig gewidmet, der nach 32-jähriger Amtszeit Ende Juni in den Ruhestand geht. Lehrkräfte und Schüler bedanken sich bei ihm im Rathausfestsaal mit prächtigen musikalischen Geschenken.

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Es war ein Konzert, das niemand, der am 7. Juni 2024 im Saarbrücker Rathausfestsaal dabei war, so schnell vergessen wird. Weder die Hauptperson des Abends, Musikschulleiter Thomas Kitzig, dem dieses vierte Konzert in der Reihe „Applaus, Applaus! Auf Augenhöhe“ gewidmet war, noch die Mitwirkenden und das Publikum. Denn so schwer es allen fällt, Thomas Kitzig Ende des Monats Juni nach 32-jähriger Amtszeit als Musikschulleiter in den mehr als wohlverdienten Ruhestand ziehen zu lassen, so schön und berührend waren die musikalischen Abschiedsgeschenke, die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu dem Konzert mitbrachten. Jedes dieser Geschenke war mit einer persönlichen Erinnerung an die gemeinsame Zeit oder einem guten Wunsch für Thomas Kitzig verbunden, woran die Musikerinnen und Musiker das Publikum mit der Anmoderation ihrer Beiträge teilhaben ließen.

Dass es allem Abschiedsschmerz zum Trotz bei „Danke, Direktor!“ an einer kräftigen Brise Humor nicht mangeln würde, ließ schon der erste Beitrag erahnen, zu dessen Genuss Ivette Kiefer, Initiatorin der Konzertreihe, Thomas Kitzig und seiner Frau Bettina zwei kleine Flaschen Rotwein und zwei Tütchen Chips überreichte. Denn als Rentner, so Ivette Kiefer scherzhaft, sitze man bekanntlich gerne vor dem Fernseher, um sich einen Krimi anzuschauen. Um welchen es sich in diesem Fall handelt, war nach wenigen Tönen zu erkennen: Alexandra Kaleck und Claudio Cervone (Querflöten), Annelie Fischer-Tan (Violine), Wolfram Hertel (Cello) und Ivette Kiefer (Klavier) spielten die berühmte Titelmusik zu „Miss Marple“. Nachdenklichere Töne, eingeleitet durch philosophische Betrachtungen über die Wolken und den Himmel, folgten mit dem Solobeitrag von Gitarrenlehrer Frank Brückner: „Los cielos libres“ („Die freien Himmel“). „Dieses Stück kam während des Lockdowns zu mir. Ich habe es als Etüde für eine Schülerin geschrieben, die mit der Situation schwer zurechtkam“, erzählte Frank Brückner. „Ich wünsche Dir, lieber Thomas, dass die Himmel für Dich allzeit offen sein mögen!“

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Die nächste Überraschung des Abends brachte Gitarrenlehrerin Eva Mörsdorf mit ihren Schülern Johanna Ropers, Henry Hoffmann, Lara Janke (Gitarren) und Alexandra Fedotow (Cajon) mit. Es gebe, so Eva Mörsdorf, eine Gemeinsamkeit zwischen Thomas Kitzig und Michael Jackson – freilich nicht äußerlich. „Auch Du hast die Vision von einer besseren Welt, einem Saarbrücken, in dem jedem Kind die Welt der Musik offensteht!“ Gespielt und gesungen folgte an dieser Stelle Michael Jacksons berühmter Hit „Heal the World“.

Ein schönes Kompliment, das Thomas Kitzig ihr gemacht hat („Du hast meinen Gesang einmal mit dem einer Sängerin verglichen, die ich als Interpretin Alter Musik sehr schätze“) brachte Monika Anstett auf die Idee, als musikalisches Abschiedsgeschenk John Downlands „Come again“ ins Überraschungsprogramm zu packen. Unterstützung erhielt sie dabei von ihrem Kollegen Frank Brückner (Gitarre) und ihrem Blockflötenschüler Nicolas Birkenheier, dem das Publikum mit viel Applaus zu seinem Erfolg beim diesjährigen Bundeswettbewerb Jugend musiziert gratulierte.

 

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Zu diesem Zeitpunkt ahnte ja noch niemand im Saal, dass das Publikum seine Klatschkünste gleich unter Beweis stellen sollte – und zwar in rhythmisch komplexer Form. Denn die Bühne gehörte nun den Lehrerinnen für Elementare Musikpraxis (EMP) – Miranda Aliaj-Becker, Esther Klein, Jessica Weissenauer, Lulu Yang und Barbara Neumeier, die mit ihren Instrumenten durch die Reihen der Zuhörer spielend oder singend nach vorne kamen.

Dort starteten sie eine brillante Performance, bei der sie von Thomas Kitzig gern und oft verwendete Bonmots zu einem mehrstimmigen rythmisierten Sprechgesang verwoben, bei dessen Bodypercussion-Begleitung die Mitwirkung des Publikums gefragt war. „Mein Name ist Kitzig, was kann ich für Sie tun“, „Am besten bis vorgestern“, „Subito, presto, molto adagio“ verbanden sich so zu einem „Kanon“ der besonderen Art, bei dem der ein und die andere – nicht nur, aber auch – vor Lachen Schwierigkeiten hatte, den Bodypercussion-Bewegungen der EMP-Lehrerinnen aktiv zu folgen.

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Den Wunsch, dass Thomas Kitzig weder Wein noch Wasser jemals ausgehen mögen, brachte das Ensemble der Gitarrenlehrkräfte, bestehend aus Frank Brückner, Eva Mörsdorf, Judith Rosch und Juan Pablo Gonzalez Tobón mit „Agua e Vinho“ von Egberto Gismonti in vollendeter Harmonie zum Ausdruck.

Charline Breuning, Klavierschülerin von Chi-Hsien Kuan, begeisterte das Publikum im Anschluss mit Sergei Rachmaninoffs „Etude Tableau“ fis-Moll op. 39 No. 3. Chi-Hsien Kuan bedankte sich in der Anmoderation sehr herzlich bei Thomas Kitzig: „Sie denken an alles, sind einfühlsam und gehen liebevoll mit Ihren Mitmenschen um. Wir werden Sie sehr vermissen.“

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Die Sopranistin Elizabeth Wiles mit Jutta Ernst als Begleiterin am Klavier traf mit Francis Poulencs „Banalités“ und „Die Nachtigall“ von Alban Berg den musikalischen Geschmack des Musikschulleiters und verwandelte den Rathausfestsaal mit ihrer kraftvollen, warmen Stimme in ein Opernhaus. Ein Tanzparkett hätte man sich gewünscht beim Ungarischen Tanz Nr. 5 in fis-Moll, am Klavier zu vier Händen schwungvoll dargeboten von den Klavierschülern Jaejung Kim und Charline Breunig.

Als langjährige musikalische Weggefährtin von Thomas Kitzig trug Ingrid Paul mit ihrem Programmbeitrag der Tatsache Rechnung, dass das Feiern nach gemeinsamen Konzerten nie zu kurz kam. So erhielt ihr hochvirtuos interpretiertes „Engels Nachtegaeltje“ von Jacob van Eyck von Thomas Kitzig eines Tages den Kosenamen „Ingrids Schnapsdrossel“. Da Hochprozentiges eine gute Grundlage braucht, gab es im Anschluss „Wombats Breakfast“, mit viel Witz gespielt von den Blockflötistinnen Ingrid Paul und Barbara Neumeier.

Mit dem 2. Satz aus der „Petite Suite“ von Claude Debussy sprachen die jüngsten Lehrkräfte des Musikschulkollegiums, die Pianisten Michael Bals und Zacharias Kokkos, das musikalische Schlusswort. Als Mitorganisator der Konzertreihe „Applaus, Applaus! Auf Augenhöhe“ dankte Michael Bals Thomas Kitzig für das Vertrauen, das er den jungen Kollegen entgegenbringt. „Sie waren 32 Jahre lang Musikschulleiter – länger, als wir beide alt sind –, und Ihre Persönlichkeit passt ganz genau auf diesen Platz.“

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Abschiedskonzert für Thomas Kitzig, 7. Juni 2024 - Jean M. Laffitau

Nach so vielen guten Wünschen und prächtigen musikalischen Geschenken hätte es Thomas Kitzig niemand verdenken können, hätte ihn die Rührung übermannt. Doch davor retteten ihn sein Humor und Redetalent: „Ich bin genauso gespannt wir Ihr, was ich mich gleich sagen höre“, leitete er seine Dankesworte an die Musikerinnen und Musiker ein, mit denen er jeden einzelnen Beitrag gebührend würdigte. Ein ganz besonderes Dankeschön sagte Thomas Kitzig der für ihre Liebe zum Detail allseits geschätzte Kollegin Ivette Kiefer, die gleich zu Beginn verriet, welches Motto für das Überraschungskonzert für Thomas Kitzig gewählt wurde: „Danke, Direktor!“ "Dieses Motto erfüllt nicht nur die Vorgabe der Konzeption der Konzertreihe, dass das Motto immer eine Alliteration sein soll, sondern ist auch von ganzem Herzen so gemeint", sagte Ivette Kiefer.  "Deshalb machte 'Danke, Direktor!' das Rennen gegen  andere, verworfene Ideen wie 'Tschüß, Thomas', 'Tschüß, Kollege Thomas Kitzig' oder 'Ciao Chef'."  

Während das Publikum noch begeistert klatschte, waren zwei heimliche Helden des Abends bereits fleißig am Werk, um in der Cafeteria der Musikschule einen Überraschungsumtrunk für Thomas Kitzig und das Kollegium vorzubereiten. Herzlichen Dank dafür an die Herren der Familie Kiefer, Michael und Jan!