Klezmer-Orchesterprojekt mit Helmut Eisel

Jubiläumsjahr 2021

Anlässlich des „Europäischen Tags der jüdischen Kultur“ hat die Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken ein Klezmer-Orchesterprojekt unter Leitung des Klarinettisten Helmut Eisel ins Leben gerufen. Am 13. September 2021 trat das Klezmer-Orchester beim offiziellen Festakt im saarländischen Landtag auf.

Musikalische Verneigung vor den Holocaust-Überlebenden

Auftritt des Klezmer-Orchesters im saarländischen Landtag - Thomas Kitzig

Auftritt des Klezmer-Orchesters im saarländischen Landtag - Thomas Kitzig

Auftritt des Klezmer-Orchesters im saarländischen Landtag - Thomas Kitzig

25 Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Instrumentalklassen der Musikschule beteiligten sich an dem Projekt und studierten zwei von Helmut Eisel arrangierte Werke ein: „Eli Ata“, ein jüdisches Gebet, und „7:40 A.M.“, ein flottes Stück mit Improvisationspassagen. Vor dem Auftritt im saarländischen Landtag trafen sich sämtliche Bläser, Streicher und weitere Instrumentalisten mit Helmut Eisel zur Hauptprobe im Saarbrücker Rathausfestsaal. Eine gute Gelegenheit, freie Passagen für eine kleine Improvisation zu nutzen.

„Klezmer ist eine faszinierende Musik. Zum einen wegen ihres historischen Hintergrundes, zum anderen, weil sie eine Art Volksmusik ist, deren Herausforderungen man allerdings erst einmal meistern muss“, sagt Jan Messerschmitt, der seit mehreren Jahren Klarinettenunterricht an der Musikschule nimmt und bei Helmut Eisel schon Workshops besucht hat. Entsprechend mutig geht er das Improvisieren an, während Jüngere wie Saxophonist Ben (13) und Geigerin Charline (14) das freie Spiel gerade erst entdecken.

Sensibilität vermitteln – nicht nur für die Musik

Ehrengast bei der Veranstaltung im Landtag des Saarlandes war Eva Stocker, die in der anschließenden Podiumsdiskussion als Zeitzeugin vertreten war. „Die vom Holocaust betroffenen Menschen haben unsagbar Schreckliches erlebt“, sagt Helmut Eisel. „Mir ist es ein Anliegen, Musik für sie zu spielen.“ Das war es auch, was er insbesondere den jungen Orchestermitgliedern mit auf den Weg gab, indem er ihnen eine Geschichte erzählte, die ihn selbst geprägt hat:

„Vor einigen Jahren hatte ich in der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem einen Auftritt. Für mich war es schwer, vor den Überlebenden des nationalsozialistischen Völkermordes ein Konzert zu spielen“, sagt Helmut Eisel, der sich als deutscher Musiker in dieser Situation mehr als beklommen fühlte. „Doch nach diesem Auftritt kam ein sehr alter Mann auf mich zu und bedankte sich bei mir. Die Tatsache, dass ein Deutscher nach Yad Vashem komme, um für Holocaust-Überlebende Musik zu machen, mache die Welt für ihn ein bisschen besser.“

Die vom Holocaust betroffenen Menschen haben unsagbar Schreckliches erlebt. Mir ist es ein Anliegen, Musik für sie zu spielen. Helmut Eisel

„Die Improvisation kommt im klassischen Instrumentalunterricht leider oft zu kurz“  

Die Klezmermusik hält Helmut Eisel für besonders geeignet, um „Menschen aus unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen und Kulturen zu erreichen“. Bei dem Klezmer-Orchesterprojekt an der Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken war es ihm auch ein Anliegen, Instrumentalschüler*innen mit der Improvisation als einem der charakteristischen Elemente des Klezmers vertraut machen. „Denn die Improvisation“, so Eisel, „kommt im klassischen Instrumentalunterricht leider oft zu kurz“.

Video von dem Auftritt im Landtag

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1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

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Seit 1700 Jahren leben Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. Dieses Jubiläum wird in diesem Jahr bundesweit mit zahlreichen Veranstaltungen gewürdigt. Als ältester schriftlicher Beleg für die Existenz jüdischer Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands gilt ein Dekret des römischen Kaisers Konstantin. Auf eine Anfrage aus Köln reagierend, erließ er im Jahre 321, dass Juden in Ämter der Kurie und der Stadtverwaltung berufen werden konnten. (Quelle: www.bundesregierung.de)