Ein Gespräch mit dem pensionierten Geigenlehrer Ulrich Leibrock

Im Leben sind sie so wichtig wie in der Musik: Pausen. Zeit für eine solche nimmt sich Ulrich Leibrock jetzt, nachdem er als Geigenlehrer an der Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken am 1. Oktober 2021 in den Ruhestand verabschiedet wurde.

„Spaß und Lust am Musizieren vermitteln“

Musikschulleiter Thomas Kitzig überreichte Ulrich Leibrock bei der Verabschiedung eine Urkunde. - Musikschule der LHS Saarbrücken

Musikschulleiter Thomas Kitzig überreichte Ulrich Leibrock bei der Verabschiedung eine Urkunde. - Musikschule der LHS Saarbrücken

Musikschulleiter Thomas Kitzig überreichte Ulrich Leibrock bei der Verabschiedung eine Urkunde. - Musikschule der LHS Saarbrücken

Für das Gespräch über seine Zeit als Musikschullehrer gehen wir von der Musikschule rüber zum „Peace Kebap“, wo Ulrich Leibrock gleich am Eingang einen ehemaligen Schüler und dessen Vater trifft. Der etwa Zehnjährige freut sich sichtlich über das Wiedersehen. „Was spielst Du denn jetzt?“, will Ulrich Leibrock wissen und schaut sich das Notenheft an. „Ich habe jetzt eine größere Geige“, erzählt der Junge. „Das ist gut, darüber hatten wir ja öfter gesprochen“, sagt sein ehemaliger Lehrer, und es ist zu spüren, dass er mit Herzblut bei der Sache war – und immer noch ist. 

Seit 1974 war Ulrich Leibrock als Musikpädagoge tätig. Seine Laufbahn begann er am Gymnasium Johanneum in Homburg. Später unterrichtete er klassische Violine an den Musikschulen St. Wendel und Homburg, ehe er vor etlichen Jahren an die Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken wechselte. Mit wie vielen Kindern und Erwachsenen er sein Können und Wissen geteilt hat, kann Ulrich Leibrock nicht beziffern. Einige Dutzende werden es sicher gewesen sein. „Manche haben im Alter von sechs Jahren begonnen und blieben bis zum Abitur, andere kamen nur für einige Jahre in den Unterricht.“

"Auf seinem Instrument zur eigenen Freude zu spielen, das ist das Wichtigste." Ulrich Leibrock

Er selbst begann als Achtjähriger, Violine zu lernen. „Meine Eltern wollten, dass ich Klavier spiele, und ich hatte zwei bis drei Blockflötenstunden. Aber beides war für mich nicht das Richtige“, erzählt Leibrock. Nicht nur aus persönlicher Erfahrung ist er überzeugt, dass Kinder selbst am besten wissen, welches Instrument ihnen liegt. „Es ist nachgewiesen, dass manche Kinder eher tiefe und andere hohe Töne bevorzugen“, sagt Ulrich Leibrock. Auch für die Art des Kontaktes zwischen Körper und Instrument hätten Kinder ein sehr feines Gespür. „Nicht jeder mag es, ein Blasinstrument in den Mund zu nehmen oder eine Geige halten zu müssen“, nennt er zwei Beispiele.

Für Ulrich Leibrock war und ist die Geige die erste Wahl. Nach einigen Stunden bei seinem Großvater nahm er Unterricht bei Helfried Steckel, eher er schließlich bei Professor Bus an der Musikhochschule des Saarlandes sowie ein Jahr lang in den USA bei Mr. Chiu, Mitglied des New Yorker „Orpheus chamber orchestra“, studierte. Es folgte eine Weiterbildung „Moderne Musik“ an der Bundesakademie Trossingen, die Leibrock als „sehr imposant“ in Erinnerung hat.

Sein Hauptanliegen als Musikpädagoge bringt er in einem kurzen Satz auf den Punkt: „Was ich vermitteln möchte, sind Spaß und Lust am Musizieren.“ Auf seinem Instrument zur eigenen Freude zu spielen, das sei das Wichtigste, betont Leibrock. „Um ein gutes Buch zu lesen, braucht man nicht Germanistik studiert zu haben. Deshalb muss auch nicht jeder, der eine Beethovensonate spielt, Klavier studieren.“ Nicht um Perfektion gehe es, sondern darum, sich nicht nur hörend, sondern musizierend mit einer Komposition auseinanderzusetzen.

Gerade auch das gemeinsame Musizieren erweitere den persönlichen Erfahrungshorizont: „Wenn Du spielst, entblößt Du Dich. Du kannst Dich nicht verstecken, und die anderen können es auch nicht. Das ist das Tolle daran!“
Hausmusik hat für Ulrich Leibrock daher eine große Bedeutung, und er ist froh, zu Hause mit seiner Frau und den beiden Kindern Musik machen zu können – wie früher in den bürgerlichen Salons, als das häusliche Musizieren noch ganz selbstverständlich dazugehörte.

Auf die Frage, welche Pläne er als „Pensionär“ habe, antwortet der Geigenlehrer i.R. scherzhaft: „Mein Traum ist es, meine Noten zu ordnen und Nachforschungen darüber anzustellen, wohin die fehlenden verschwunden sind.“ Ob er dafür tatsächlich Zeit haben wird, ist jedoch fraglich. Nach der momentanen Pause wird es vermutlich eher „à tempo“ weitergehen. Denn, so Ulrich Leibrock: „Mein Wissen und meine Fähigkeiten sind weiterhin gefragt.“